Kunst sammeln und investieren: So meisterst du die Herausforderungen
- Hilary Tsui
- 5. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
(übersetzt aus dem EN-Original)

Das Sammeln von Kunst ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Viele Menschen haben mit dem Sammeln begonnen, weil sie eine persönliche Leidenschaft für Kunst haben, andere sehen es als eine Form der Geldanlage. Unabhängig von der Motivation gibt es in den verschiedenen Phasen des Sammelns unweigerlich Herausforderungen. Warum? Das liegt vor allem an der Natur des Kunstmarktes.
Der Kunstmarkt ist eines der komplexesten, jedoch unregulierten kommerziellen Terrains, das durch seine Fachbegriffe, verschiedenen Teilnehmer*innen, verflochtenen Beziehungen und seinen exklusiven Charakter gekennzeichnet ist, sowie die unzähligen Kunstwerke, die auf verschiedenen Marktplätzen angeboten werden.
Um sich in diesem glänzenden, aber undurchsichtigen Kunstmarkt zurechtzufinden, können sich viele Menschen leicht überfordert fühlen, insbesondere ohne die richtige Anleitung und Unterstützung. Selbst erfahrene Käufer*innen stoßen auf Schwierigkeiten, wenn es darum geht, limitierte Werke von begehrten Künstler*innen zu erwerben oder mit der rasanten Entwicklung der Kunstwelt Schritt zu halten.
Um euch einen Vorsprung zu verschaffen und Dich in der sich ständig weiterentwickelnden Welt des Kunstsammelns zu inspirieren, findest Du hier einige Ratschläge zu den häufigsten Herausforderungen:
Herausforderung # 1: „Ich möchte Kunst kaufen, wo soll ich anfangen?“
Dies ist eine häufige Frage von Neueinsteiger*innen. Wir alle haben schon von dem beliebten Ratschlag „Kauf, was dir gefällt“ gehört. Diese Logik ist in Ordnung, wenn Du unbegrenzt Geld zur Verfügung hast oder wenn Du nur ein paar Stücke zu einem erschwinglichen Preis kaufen möchtest. Wenn Du jedoch beabsichtigst, Kunst zu sammeln, und Dein Geld sinnvoll investieren möchtest, reicht dieser Rat nicht aus. Stattdessen würde ich die folgenden Schritte vorschlagen:
DO:
Entdecke, was Du magst: Sieh Dir viel Kunst an, um ein Gefühl für Deine Vorlieben und ästhetische Ausrichtung zu bekommen.
Denke über Dein „Warum“ nach: Dies wird Dir bei der Entscheidungsfindung sehr helfen, insbesondere bei der Vermeidung von „Impulskäufen“. Willst Du Deine Kunstwerke nur zur Dekoration oder auch für zukünftige finanzielle Erträge? Möchtest Du wirklich eine Sammlung aufbauen, Dich am zeitgenössischen Kunstdiskurs beteiligen und lebende Künstler*innen unterstützen, oder möchtest Du in eine bestimmte kunsthistorische Epoche eintauchen? Dein „Warum“ kann Dir als Richtschnur dienen und Dir viele Irrwege ersparen.
Lernen, recherchieren und definieren: Informiere Dich über die Art(en) von Kunst, die Du magst, recherchiere über die Künstler*innen, deren Werke Du erwerben möchtest, und verschaffe Dir einen Überblick über den Kunstmarkt. Definiere Deinen Interessenbereich und suche nach Kunstwerken, die Dich ansprechen und in diese Kategorie passen.
Hole Dir objektive, professionelle Beratung: Insbesondere, wenn Du eine Sammlung oder ein Kunstportfolio aufbauen möchten, um eine finanzielle Rendite zu erzielen, egal ob Du Neueinsteiger*in bist, oder nur wenig Zeit hast. Professionelle Kunstberater*innen können Dir mit ihrem Branchenwissen und ihren Beziehungen bei der Bewertung helfen, objektive Empfehlungen geben und den Wert Deiner Sammlung steigern. Suche Dir eine*n Berater*in Deines Vertrauens, der auf Dein(e) Interessengebiet(e) spezialisiert ist.
Probiere es aus: Beginn mit einem kleineren Budget. Erlebe, wie es sich anfühlt, Deine ersten Stücke zu besitzen, und wie befriedigend es ist, mit der Kunst zu leben, die Dir gefällt.
DON’T:
Die Festlegung eines groben Budgets vergessen: Auch wenn Du Deinen Geschmack und Deine Motive kennst, wirst Du immer noch viele Kunstwerke finden, die es wert sind, erworben zu werden. Ein grobes Kunstbudget kann Dich davor bewahren, zu viel Geld auszugeben.
Die zusätzlichen Kosten vergessen: Mit dem Kauf, der Pflege und dem Verkauf von Kunstwerken sind Kosten verbunden, die manchmal übersehen werden, z. B. Mehrwertsteuer, Versandkosten, Wartung, Versicherung, usw.
Provenance und Authentizität vergessen: Dies ist besonders wichtig, wenn Du auf dem Sekundärmarkt kaufst. Überprüfe die Echtheit und Geschichte des Kunstwerks, um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine Fälschung handelt.

Herausforderung #2: “Wie kann ich Kunst kaufen, die mir gefällt, aber auch sicherstellen, dass sie eine gute Investition ist?“
Das ist der Wunsch fast aller meiner Kunden. Und ehrlich gesagt, es ist nachvollziehbar. Obwohl es beim Sammeln und Investieren in Kunst gewisse Überschneidungen gibt, werden sie von unterschiedlichen Motiven angetrieben und erfordern unterschiedliche Fähigkeiten und Kenntnisse.
Wenn ein finanzielles Motiv ins Spiel kommt, kann man weder seinen Augen trauen noch sich auf seine eigenen Recherchen verlassen. Dann ist es notwendig, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
DO:
Arbeite mit Deiner/m Kunstberater*in zusammen: Kunstberater*innen sind Expert*innen auf dem Gebiet, auf das sie sich spezialisiert haben. Sie können Dir ausreichende Marktinformationen, Empfehlungen und eine Analyse zur Verfügung stellen, damit Du die Kaufentscheidung treffen können. Vergewisser Dich vor dem Erwerb, dass Du das Renditepotenzial und die Risiken verstehst.
Ziehe etablierte und aufstrebende Künstler*innen in Betracht: Wenn Dein Budget es zulässt, solltest Du beide in Dein Portfolio aufnehmen. Blue-Chip-Künstler*innen, deren Werke beständig ihren Wert behalten und auf dem Sekundärmarkt in der Regel zu beachtlichen Preisen verkauft werden können.
Wenn Dein Budget begrenzt ist, sind aufstrebende Künstler*innen, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen, viel erschwinglicher, auch wenn sie eine riskantere Investition darstellen - aber wenn sie mit Branchenkenntnis und Einsicht ausgewählt werden, können sie lukrative Erträge bringen, wenn sie in der Zukunft bekannt werden.
Reagiere rechtzeitig: Das heißt nicht, dass Du Dich beeilen sollst. Aber glaub nicht, dass gute Investitionsobjekte auf Dich warten werden. Ich habe wiederholt die Erfahrung gemacht, dass Kund*innen die Zeitsensibilität beim Erwerb bestimmter Werke unterschätzt und dadurch einige gute und seltene Gelegenheiten verpasst haben.
DON’T:
Davon ausgehen, dass Du jedes gewünschte Kunstwerk in Investmentqualität erhalten kannst: Galerien sind immer daran interessiert, ihre Künstler*innen in prestigeträchtigen öffentlichen und privaten Sammlungen unterzubringen. Für beliebte Künstler*innen gibt es immer eine „Warteliste“ (manchmal kann das auch bedeuten, dass die Galerien ihre bevorzugten Käufer*innen auswählen). Wenn Deine Sammlung noch nicht genügend Profil hat, oder Du nicht über die nötigen Kontakte verfügst, sind Deine Chancen, das gewünschte Werk zu bekommen, ziemlich gering, selbst wenn Du das nötige Kapital hast.
Nur zu Investitionszwecken kaufen: Wenn Du ausschließlich auf finanzielle Erträge aus bist, ist Kunst nicht die beste Wahl. Kunst ist weniger liquide und im Vergleich zu anderen Finanzinvestitionen eher ein langfristiger Vermögenswert. Stattdessen bietet sie viel mehr als nur den finanziellen Aspekt, einschließlich der emotionalen, persönlichen, kulturellen und sogar sozialen Vorteile.
Auf schnelle Gewinne setzen: Die Praxis, Kunstwerke schnell zu kaufen und gewinnbringend weiterzuverkaufen, auch bekannt als „flipping“, ist allgemein verpönt. Es kann dem eigenen Ruf schaden und künftige Käufe behindern.
Das Thema Kunstsammeln ist weitläufig und umfangreich. Dieser Artikel hat nur an der Oberfläche gekratzt. Das Wichtigste ist, sich daran zu erinnern, dass das Kunstsammeln eine sinnvolle und unterhaltsame Reise ist, dass Dein Wissen wächst und Dein Horizont sich erweitert, wenn Deine Sammlung wächst. Egal, wo Du gerade stehst – bleib neugierig, lerne stetig dazu, geh Risiken ein, tausche Dich mit anderen aus und entwickle Deine Sammlung mit Freude weiter.
Hilary Tsui arbeitet als unabhängige Kunstberaterin und Kulturmanagerin und ist seit über 20 Jahren im internationalen Kunstsektor aktiv. Sie hat sich auf zeitgenössische Kunst spezialisiert und unterstützt seit 2015 sowohl neue als auch erfahrene Sammler*innen beim Aufbau und der Erweiterung ihrer Sammlung.
Hilary hat ein internationales Sammlerprogramm mit Galerieführungen, Seminaren, Art Trips, und Kunstmarkt-News ins Leben gerufen, um Kunstliebhaber*innen dabei zu helfen, sich auf dem komplexen Kunstmarkt zurechtzufinden und das Sammeln zeitgenössischer Kunst zugänglicher zu machen. (Mehr unter: www.citytransitarts.com | IG: @artists2invest | FB: CityTransit Arts | Youtube: @Artists2Invest)